Change & Kommunikation

Gendersensible Sprache: Lösungsansätze für Organisationen

Gendersensible Sprache: Lösungsansätze für Organisationen

Von der Arbeit mit Schrägstrichen, Gendersternchen, verpflichtenden
Schulungen und freiwilliger Umsetzung. 

Für eine Sprache, die inkludiert, gibt es vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten: von der
Nennung beider Geschlechter, über Binnen-I, Underscore und Gendersternchen bis hin zu
neutralen Formulierungen, um auch Personen, die sich nicht einem männlichen oder
weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen, einzubeziehen.

Wie unterschiedliche Organisationen mit diesem Thema umgehen und welche Lösungen
sie jeweils gefunden haben, diskutierten Martina Friedl und Gerhild
Deutinger gemeinsam mit Dr. Andreas Heindl, Leiter der Abteilung Schulung und
Personalentwicklung des ORF, Louisa Holub, DSA, Diversity Beauftragte der Technischen
Universität Wien und einer Vielzahl von Verantwortungsträger*innen aus den Bereichen
HR, PE, OE, Diversity Management unterschiedlicher Organisationen.

Die wichtigsten Kernaussagen haben wir hier für Sie zusammengefasst:

1. Initiative braucht Unterstützung:
In beiden Organisationen, ORF und TU Wien, starteten Initiativen auf Ebene der
Mitarbeiter*innen, die die Notwendigkeit nach einer inklusiven Sprache in Wort und Bild
betonten und voranbringen wollten. In beiden Organisationen wurden diese Initiativen
durch Entscheidungsträger*innen – Direktion und Rektorat – unterstützt. Parallel dazu
mussten beide Stellen auch gesetzlichen Vorgaben gerecht werden und gaben daher
Veränderungen top-down in Auftrag.

2. Verpflichtung oder Freiwilligkeit?
Von beiden Gästen als wichtiger Erfolgsfaktor für die Praxis wurde ein breit angelegter
Diskussionsprozess in der Organisation genannt und eine gewisse Konstanz, mit der
Maßnahmen zur Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung gesetzt werden.
Der ORF setzt seit über zehn Jahren auf verpflichtende Schulungstage der Führungskräfte
zum Thema Gender Kompetenz und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch an
der TU Wien gibt es Angebote im internen Weiterbildungsprogramm. Seminare zum
Thema Gender Kompetenz und Diversity stoßen auf großes Interesse.
Dennoch sind die interne Umsetzung und auch die Umsetzung pro Redakteur*in freiwillig.
„Das Redaktionsstatut würde uns nichts anderes erlauben. Journalist*innen sind
unabhängig“, so Andreas Heindl. Mit dem Nachsatz: Sensibilisierung erreicht viele
Redaktionen, die dann für sich das Thema weiterdenken.

3. Nah an der Mitarbeiterwelt sein:
Beide Gäste betonten, dass Erfolg einen langen Atem braucht und nah an den
Mitarbeitenden sein soll. Louisa Holub berichtete, wie sich aktuell die TU Wien mit den
Bedürfnissen von Personen beschäftigt, die sich dem „dritten Geschlecht“ zuordnen
(nicht-binäre Personen). Zwei von insgesamt vier Personen in Österreich, die vom Recht
der Eintragung des dritten Geschlechts Gebrauch gemacht haben, sind Mitarbeitende der
TU Wien. Damit geht es neben der genderneutralen Sprache auch um eine
genderneutrale Infrastruktur (Toiletten) und IT-Umgebung (z.B. Geschlechteroptionen in
SAP).

4. Empfehlungen und Regelungen, die etabliert wurden:
Aktuell setzt die TU Wien auf den Underscore (z.B. Teilnehmer_innen). Ein Leitfaden zur
genderneutralen/gendersensiblen Sprache ist gerade in Ausarbeitung. Dieser empfiehlt
zusätzlich genderneutrale Formulierungen (z.B. Werte Teilnehmende statt Werte Damen
und Herren). All diese Regelungen gelten für Mitarbeitende und die interne
Kommunikation als Empfehlung. Während sie in der offiziellen Kommunikation des
Rektorats und der Vize-Rektorate als Regel zur Anwendung kommen.
Im ORF wird aktuell der Schrägstrich bzw. die Erwähnung beider Geschlechter
empfohlen, immer unter Berücksichtigung eines möglichst barrierefreien Layouts, des
vorhandenen Platzes (z.B. Website) und der anzusprechenden Zielgruppe.

5. Der Blick nach außen:
Beide Gäste des Frühstücks-Salons berichten von einer großen Aufgeschlossenheit
gegenüber dem Thema und auch dem Wunsch nach einem einheitlichen Auftritt. Ein Tipp
von Andreas Heindl zum Abschluss: „Hilfreich ist auch hier immer wieder der Blick auf
ähnliche, gleiche Organisationen. Im direkten Vergleich etwa mit der ARD haben wir viel
für uns mitnehmen können.“

Weitere Artikel

Zukunftsorientierte Ideen & Strategien: Halten Sie sich mit unserem
Newsletter auf dem Laufenden.

Newsletter abonnieren