Archiv für den Monat: Februar 2019

Wie agil ist Ihre Organisation?

Agilität ist in aller Munde. So sehr, dass manche schon von Agilitis reden oder der Agilitätsfalle warnen. Was ist dran, an der agilen Organisation?

Unter einer „agilen Organisation“ wird derzeit alles subsummiert, was als erstrebenswert in der Berufswelt gilt: Beweglichkeit, Selbstbestimmung, verantwortungsvolles Handeln. Dabei gehen die Ursprünge der Agilität weniger auf eine Haltungsänderung in Organisationen als auf Lösungen für Software-Entwicklung und -Programmierung zurück. Basis ist das Agile Manifest, das 2001 von 17 Software-Entwickler bei einer (Ski-)Klausur unterzeichnet wurde. Sie kämpften damals mit dem Problem, dass klassische Denkweisen und Prozesse nicht geeignet waren, schnelle und qualitätsvolle Programmierleistungen zu liefern. Kein unbekanntes Phänomen: Wir alle wissen, wie schnell sich IT und IKT-Lösungen überholen und wie langsam Abläufe und wie bewahrend Strukturen in Betrieben sein können. Die 17 Personen stellten sich der Frage, auf welche Weise sie trotz aller Rahmenbedingungen zu besseren (Programmier-)Ergebnissen kommen können. So entstanden zwölf Prinzipien und vier – häufig zitierte – Prämissen:

  • Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
  • Funktionierende Dienstleistungen mehr als umfassende Dokumentation
  • Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung
  • Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans

Wesentlich ist, dass die Verfasser nicht das eine oder andere besser finden. Sie geben den Werten auf der linken Seite Priorität – schätzen aber dennoch die rechte Seite. Mehr unter Agiles Manifest
Damit Sie zu einer höheren Agilität in Ihrer Organisation kommen, könnten Sie ein ähnliches Vorgehen wählen: Was ist Ihnen wichtig – und was hat Vorrang? Stellen Sie diese beiden Aspekte wie die Verfasser des Agilen Manifestes gegenüber, schon werden Sie mitten in der Veränderung sein.

Sind Sie mehr pro oder oppo?

Wer in seiner Organisation Veränderungen herbeiführen will, braucht eine gewisse Zahl an Pros.

Sie führen eine Organisation. Haben eine geniale Idee. Und schon scheitert sie an den fragenden Gesichtern Ihrer Management-KollegInnen oder an Bemerkungen, die auf eindeutige Ablehnung schließen lassen. Ganz klar, Sie haben es mit Hoppern und Oppos zu tun. Was all diese amerikanisch gemünzten Abkürzungen bedeuten?

Pros steht für Promotoren. Promotoren sind Personen in der Organisation, die hinter einem Änderungsprozess stehen, ihn fördern und beflügeln. Promotoren wollen die Veränderung. Sie unterstützen sie mit Arbeitseinsatz, mit Wissen, mit Durchsetzungsstärke oder mit guter Laune im Projekt. Sie sind per se positive Verstärker. Sie überzeugen und begeistern und lassen alle anderen an ihrer Kraft teilhaben. Ohne diese Kraftquelle scheitern viele Veränderungsprojekte, weil Kritiker und Gegner – die so genannten Opponenten oder oben kurz als Oppos bezeichnet – lauter und deutlicher auftreten und so als zahlenmäßig überlegen wahrgenommen werden. Promotoren sind aber nicht die Animateure des Change. Sie sind von der Vision, die der Veränderung innewohnt, überzeugt und haben daher den Mut, dafür einzustehen. Mit dieser Überzeugung gewinnen Sie die vielen leisen Unterstützer, die Supporter, und jenen, die noch nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen, die „Hopper“. Bevor Sie also Ihre nächste Idee präsentieren, schauen Sie, wieviele PromotorInnen Sie dafür haben und wer mit Begeisterung anstecken kann.

Agile Methoden für alle

Sie müssen nicht gleich eine agile Organisation bauen, um agile Methoden zu nutzen. Zwei Beispiele, die Sie sofort in Ihrem Unternehmen umsetzen können.

Aus dem SCRUM kommt das „Daily Scrum“, ein „Stand-Up Meeting“, das täglich maximal 15 Minuten dauert und im Stehen abgehalten wird. Diese Meetingform hilft, alle TeilnehmerInnen rasch zu synchronisieren, und sie lässt sich in vielen Kontexten einbauen. Im Daily Srum sind drei Fragen vorgesehen, die jede/r TeilnehmerIn kurz und präzise beantwortet: Was habe ich gestern gemacht? Was mache ich heute? Was hat mich bei meiner Arbeit behindert?
Als Abwandlung könnten Sie beispielsweise ein wöchentliches Teammeeting machen, bei dem jede/r berichtet, was er/sie gerade macht (1 Satz pro Person – setzen Sie Prioritäten!), woran er/sie in der kommenden Woche arbeitet (wiederum nur 1 Satz) und welche Erkenntnis oder welches Erlebnis – positiver wie negativer Art – auch für die anderen wichtig ist, um daraus zu lernen.

Produktive und konkrete Feedbacks sind ein weiteres Zeichen agiler Organisationen, die Sie jederzeit umsetzen können. Etwa indem Sie Feedback-Schleifen in Ihre Jour Fixe integrieren. Als Tagesordnungspunkt „Entwicklung und Verbesserungen“ kann jedes Teammitglied ein bis zwei Vorschläge einbringen, die im kommenden Monat ausprobiert und umgesetzt werden können, und ein bis zwei Vorschläge für das Halbjahr. Relevant ist, dass sich das Team auf die kurzfristigen und die langfristigen Vorschläge einigt und dass mindestens eine Person die Verantwortung für die Umsetzung übernimmt. In den folgenden Jour Fixes können erste Erfolge berichtet und Zwischenstände kommuniziert werden, um alle ins Boot zu holen. Und einmal im Monat ist wieder die Ideengenerierung für die Vorschläge des nächsten Monats dran.