Archiv für den Monat: Dezember 2017

Kaffeetratsch als Methode

„Gemma Kaffeetrinken?“ Diese Frage hören sicher manche von Ihnen zwischen den Büroräumen und manch einer folgt der Aufforderung gerne, nicht nur wegen des Kaffees – trotz des Kaffees.  Denn einerseits erfährt man in diesem Zeitfenster, was tatsächlich die Themen sind, die im Unternehmen kursieren. Anderseits ist der Austausch mit Personen anderer Abteilungen oder Ebenen beim Kaffee ganz ungezwungen, fast schon gemütlich. Dieses Phänomen macht sich das englische Gesundheitssystem derzeit zu Nutze und führt „verordnete Kaffeetratsch-Runden“ ein. Die heißen dann Huddles, sind unstrukturierte Treffen zwischen verschiedenen Disziplinen. Sie sollen ein Gegenstück zu den klassischen Meetings mit Agenda und Zeitstruktur sein, denn es geht um Austausch, um Tratsch auf Augenhöhe trotz Hierarchieunterschiede, um kurze Zwischen-Tür-und-Angel-Abstimmungen. Huddles ersetzen nicht Teambesprechungen oder Jour Fixe. Sie sind aber ein wunderbares Instrument, um zwischen Teams oder Abteilungen eine Gesprächs- und Vertrauensbasis herzustellen.

 

Unsicherheitsabsorption – was ist das denn?

Wir leben in einer Zeit, in der Unsicherheit zunimmt, Vorhersagen, was morgen sein wird, schwierig bis unmöglich werden, in der Change „The new normal“ (IBM 2012) ist. Dennoch messen und kontrollieren Unternehmen und Organisationen weiterhin den Status Quo der Gegenwart, planen strategisch die Zukunft, koordinieren Menschen und Prozesse. Sie geben Planungssicherheit mitten in Zeiten von Unsicherheit. Der Soziologe Niklas Luhmann meinte einmal, Unternehmen und Organisationen existieren allein zu einem Zweck, Unsicherheit zu reduzieren. Ihre Aufgabe als Konstrukt ist es, jede Unsicherheit zu absorbieren, Komplexität zu reduzieren und damit Sicherheit zu geben.

Der Begriff der Unsicherheitsabsorption kommt aber auch aus der Kommunikationswissenschaft. Hier bedeutet es, dass aus gesendeter Information vom Empfänger unsichere Schlüsse gezogen werden. Der Empfänger kommuniziert diese Schlüsse weiter – nicht aber die Information. Wer immer mit den Schlüssen konfrontiert ist, kann sich nur mehr an diesen und nicht an der Ausgangslage orientieren. Kommt Ihnen das im Zusammenhang mit der aktuellen medialen oder politischen Debatte bekannt vor?

Mut zur Unsicherheit

Unsicherheit ist zu einer Begleitkomponente des Alltags geworden. Mit vermeintlichen Heilsbringern und einfachen Lösungen werden wir diesem Gefühl, das wir auf wackeligem Grund stehen, nicht beikommen. Sich gegen die Unsicherheit aufzulehnen, bringt in etwa so viel, wie dem Echo zu verbieten, Gesagtes zu wiederholen. Was im ersten Schritt einfach klingt und doch schwer ist, kann helfen. Nämlich die Akzeptanz des Ungewissen als „normaler“ Parameter der Wissens- und Digitalisierungsgesellschaft. Akzeptieren Sie die Unsicherheit als unverrückbare Gegebenheit.

Mitten in der Unsicherheit wird die Rolle der Führungskräfte immer bedeutender. Allerdings nicht jener Führungskräfte, die meinen, auf alles Antworten zu haben. Verzichten Sie als Führungskraft auch darauf, die Unsicherheit mit Checklisten und Planungstools einzufangen. Reden Sie lieber mit Ihren Leuten darüber, was sie bewegt, wie es ihnen im volatilen Umfeld geht und – vor allem – hören Sie zu. Ein Kaffeeplausch, bei dem wirklich zugehört wird (siehe Artikel Kaffeetratsch als Methode) hilft oft mehr als Planungsklausuren.